Übermäßige Behaarung – Hypertrichose: Ursachen und Behandlung

    Was bedeutet Hypertrichose und wie äußert sie sich?

    Als Hypertrichose wird Körperbehaarung bezeichnet, die über das für das Geschlecht typische Maß deutlich hinausgeht. Übermäßige Behaarung kann entweder den gesamten behaarten Körper betreffen oder nur einzelne, begrenzte Stellen. Der gesteigerte Haarwuchs kann überall am Körper auftreten außer an den Fußsohlen, den Handflächeninnenseiten und den Schleimhäuten – diese sind grundsätzlich nicht behaart.

    Bei übermäßiger Behaarung ist das Haar gegenüber dem üblichen Erscheinungsbild stark verdichtet. An den Follikeln, mit denen das Haar in der Haut verankert ist, führt eine Stoffwechselstörung dazu, dass das Haarwachstum nie ruht. Anders als beim normalen Wechsel von Wachstum und Ruhephasen des Follikels, die je nach Körperregion unterschiedlich reguliert sind, wächst bei der krankhaften übermäßigen Körperbehaarung das Haar stetig weiter.

    Welche Formen der Hypertrichose gibt es?

    Übermäßige Körperbehaarung kann zum einen genetisch bedingt sein. Die Betroffenen zeigen von Geburt an übermäßige Behaarung am ganzen Körper. Dieser Gendefekt ist äußerst selten: Seit dem Mittelalter sind nur etwa 50 Fälle bekannt. Häufig wurden an übermäßiger Behaarung leidende Menschen an Fürstenhöfen, in Freak-Shows oder Varietés als Absonderlichkeiten der Natur zur Schau gestellt.

    In anderen Fällen wird der übermäßige Haarwuchs im Laufe des Lebens erworben. Der Hypertrichose liegt dann eine andere Erkrankung zugrunde; die übermäßige Behaarung ist die Folgeerkrankung. Diese Form kann auch nur an Teilbereichen des Körpers auftreten.
    In einer Erscheinungsform der Hypertrichose wuchert das unpigmentierte, feine Lanugohaar. Lanugohaar wird die Behaarung genannt, die den Fötus im Mutterleib ab dem fünften Schwangerschaftsmonat am ganzen Körper bedeckt. Die Lanugobehaarung verliert der Fötus in der Regel bis zur Geburt wieder. In manchen Fällen des krankhaft gesteigerten Haarwuchses ist das nicht der Fall.

    Noch augenscheinlicher ist das Krankheitsbild, wenn das stark pigmentierte Terminalhaar übermäßig wächst. Eine dritte Erscheinungsform ist das Wuchern des ebenfalls pigmentierten Vellushaars. Dabei handelt es sich um eine seidig glänzende, fellartige Behaarung. Sie wächst an allen Stellen, an denen üblicherweise kein Terminalhaar wächst.

    Was sind die Ursachen und Auslöser für übermäßigen Haarwuchs?

    Genetisch bedingte, angeborene Hypertrichose ist eine Laune der Natur. Biologen und Mediziner diskutieren widersprüchlich, ob es sich dabei um einen sogenannten Atavismus handelt, also einen Rücksprung eines Gens in frühere Entwicklungsstufen des Menschen bzw. seiner Vorfahren, als diese noch am ganzen Körper stark behaart waren. Gegen diese Theorie spricht, dass andere Primaten, zum Beispiel Schimpansen und Gorillas, an der Nase und um die Augen weitgehend frei von Fell sind. Bei von übermäßiger Behaarung betroffenen Menschen sind jedoch auch diese Körperregionen stark behaart.

    Auslöser einer erworbenen Hypertrichose können Krankheiten wie beispielsweise Multiple Sklerose oder ein hormonproduzierender Tumor eines Organs sein. Auch bestimmte Medikamente können übermäßiges Haarwachstum auslösen. Vor allem die langfristige Einnahme des Blutdrucksenkers Diazoxid oder des Antibiotikums Streptomycin gilt als potenzieller Verursacher.

    Risikofaktoren – bei wem tritt dieses Krankheitsbild vorwiegend auf?

    Der genetisch bedingte übermäßige Haarwuchs kann spontan auftreten, ohne dass andere Familienmitglieder betroffen sind. Da das Krankheitsbild an 50 Prozent der Nachkommen weitergegeben wird, kommt es jedoch durchaus zur Häufung des Krankheitsbildes in bestimmten Familien. Familienmitglieder, die das Erscheinungsbild des übermäßigen Haarwuchses nicht zeigen, übertragen die Krankheit auch nicht an ihre Nachkommen.
    Von einer erworbenen Hypertrichose können auch diesbezüglich genetisch unbelastete Erwachsene betroffen sein. Vorerkrankungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente gelten als Risikofaktoren.

    Was können Betroffene gegen übermäßige Behaarung tun? Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?

    Wenn die übermäßige Körperbehaarung genetisch bedingt ist, kann sie nicht ursächlich behandelt werden. Den Patienten bleibt nur die regelmäßige Rasur oder Bleichung der Haare oder die radikale Behandlung mit Laserstrahlen oder einer Chemotherapie. Letzteres bringt erhebliche Nebenwirkungen mit sich, die genau abzuwägen sind, zumal die Betroffenen abgesehen von ihrem übermäßigen Haarwuchs meist vollkommen gesund sind und sich normal entwickeln.

    Häufig leben aber vor allem von übermäßiger Behaarung betroffene Frauen in großer Zurückgezogenheit, um sich der Stigmatisierung durch die Gesellschaft zu entziehen. Den Risiken einer Laser- oder Chemotherapie steht die soziale und psychische Problematik des übermäßig behaarten Äußeren gegenüber.

    Liegt der Grund für die übermäßige Behaarung in einer Erkrankung, kann man sie medikamentös behandeln. Wenn das Wuchern der Haare durch Medikamente ausgelöst wurde, kann das Phänomen durch das Absetzen der Medikamente wieder zurückgehen.

    Information: Mit einem Sternchen(*) oder mit der Bezeichnung "Partnerlink" gekennzeichnete Links sind sogenannte Affiliatelinks. Weitere Info: Was sind Affiliatelinks?
    Diesen Beitrag teilen
    Wichtiger Hinweis: Die auf www.haut-haare-naegel.net vorgestellten Inhalte wurden zu rein informellen Zwecken erstellt. Sie ersetzen IN KEINER WEISE eine professionelle medizinische Untersuchung, Beratung und Behandlung. Bitte beachten Sie dazu den Haftungsausschluss bezüglich medizinischer Themen.