Haut und Psyche: Wechselwirkung zwischen Seelenleben und Haut

    Vielen Hautkrankheiten liegt ein organisches Leiden zugrunde, das durch eine ursächliche Behandlung geheilt werden kann. In vielen Fällen werden jedoch keine körperlichen Auslöser für eine Hautkrankheit diagnostiziert, denn diese wurde durch seelische Faktoren bedingt. Das berühmte Sprichwort „Ich fühle mich in meiner Haut nicht wohl“ verdeutlicht die Neigung dieses Organs, auf seelische Beschwerden in Form von krankhaften Veränderungen wie Ausschlägen oder Ekzemen hinzuweisen.

    Die Verbindung von Haut und Psyche

    Die enge Verbindung zwischen Haut und Psyche beginnt schon in der frühesten Lebensphase des Menschen, denn bereits ein Säugling erfährt über das Sinnesorgan Haut die Nähe zur Mutter, die ihm ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit schenkt.

    Auch im Erwachsenenalter stellt die Haut ein wichtiges Vermittlungsmedium zwischen der Psyche eines Menschen und seiner Umwelt dar. Gerät das seelische Gleichgewicht durch äußere oder innere Faktoren aus den Fugen, macht sich dies oft in Form von sichtbaren Hautkrankheiten bemerkbar. Einige dieser Leiden werden heute in erster Linie als psychosomatische Erkrankungen bezeichnet und bedürfen daher einer umfassenden Therapie, die sich vor allem auf die Behandlung der seelischen Probleme konzentriert.

    Seelisches Leiden und Hautprobleme – ein Teufelskreis

    Die Tatsache, dass die Haut als wichtiges Berührungsorgan den fühlbaren Kontakt zur Außenwelt herstellt, macht die direkte Verbindung zwischen Haut und Psyche deutlich. Schon kleine Babys können im Alter von wenigen Monaten eine Form der Neurodermitis entwickeln, wenn es ihnen an Nähe und Zuwendung der Bezugsperson, in erster Linie der Mutter fehlt.

    Probleme im familiären Bereich sind für einen Großteil der psychosomatischen Hauterkrankungen verantwortlich. So entwickeln oft Kinder und Jugendliche Dermatitis oder Psoriasis, wenn die Eltern sich trennen oder scheiden lassen und die Familie auseinanderbricht. Viele Betroffene zeigen in ihrem Verhalten keine Auffälligkeiten, sondern machen auf ihr seelisches Leid in Form einer sichtbaren Hautveränderung aufmerksam. Auch problematische Liebesbeziehungen oder Freundschaften, die durch Gewalt, psychische Unterdrückung oder ein Abhängigkeitsverhältnis gekennzeichnet sind, können oft im Zuge der Therapie als Auslöser einer psychosomatischen Hauterkrankung definiert werden. Depressionen, Stress, ein hektischer Lebensstil, beruflicher Leistungsdruck und Prüfungsangst gelten als weitere wesentliche Risikofaktoren.

    Wenn Hautkrankheiten das seelische Befinden beeinträchtigen

    Umgekehrt können Hautkrankheiten, denen eine organische Ursache zugrunde liegt, das seelische Befinden erheblich negativ beeinträchtigen. Sichtbare Hautveränderungen werden von der direkten Umwelt oft mit den Attributen „hässlich“ und „ungepflegt“ in Verbindung gebracht und können den Betroffenen in eine soziale Isolation drängen. Kranke und daher „unattraktive“ Haut provoziert mitunter Ekel, Abscheu und die Angst vor Ansteckung und dadurch eine direkte oder indirekte negative Reaktion der Mitmenschen.

    Wer unter einer Hautkrankheit an einer sichtbaren Körperstelle wie Gesicht, Hals, Händen oder Dekolleté leidet, begegnet meist einer offensichtlichen Distanz durch sein direktes Umfeld, was zu Rückzug, Angst vor sozialen Kontakten, einem geschädigten Selbstwertgefühl und schließlich zu Einsamkeit und einer gestörten Ich-Beziehung führt.

    Hautveränderungen können sich auf das Selbstbewusstsein auswirken

    Nicht nur Krankheiten, sondern auch „normale“ Hautveränderungen verursachen oft ein seelisches Leiden. Während der Pubertät beispielsweise, wenn der Körper starken hormonellen Schwankungen ausgesetzt ist, reagiert die Haut vieler Jugendlicher mit vermehrter Talgproduktion, die zu einem unreinen Hautbild, Pickeln und Mitessern führt. Gerade in dieser Phase stellen junge Menschen erstmals Interesse am anderen Geschlecht fest und sind dadurch psychisch äußerst angreifbar. Ein unattraktives Hautbild durch eine hormonell bedingte vermehrte Talgproduktion kann in dieser sensiblen Phase das Selbstbewusstsein stark beeinträchtigen.

    Störungen von Haut und Psyche

    Neurodermitis
    Als die häufigste psychosomatische Hauterkrankung gilt die weitverbreitete Neurodermitis oder atopische Dermatitis, die Schätzungen zufolge etwa drei Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industriestaaten betrifft. Ein beträchtlicher Teil der Patienten von Dermatologen sucht ihren Arzt auf, da sie unter in Schüben auftretenden oder chronischen Ekzemen mit einhergehendem Juckreiz leiden. Dieser wird meist mit den Gefühlszuständen wie Wut, Stress oder Aufregung stärker und führt zu Schlaflosigkeit, verminderter Konzentrationsfähigkeit und durch die Kratzanfälle zu Entzündungsreaktionen, die das Hautbild weiter verschlechtern und den Heilungsprozess verlangsamen. Der sogenannte Milchschorf, den viele Säuglinge bei einem Defizit an Zuwendung entwickeln, stellt eine Form dieser Erkrankung dar. Unter Neurodermitis leiden oft Menschen, die zu Schüchternheit und Unsicherheit neigen und in deren Familien eine Häufung solcher Krankheitsfälle beobachtet werden kann.

    Schuppenflechte
    Die Schuppenflechte oder Psoriasis vulgaris zählt ebenfalls zu den häufigsten Erkrankungen, die auf eine Wechselwirkung zwischen Haut und Psyche zurückzuführen sind. Wie bei der Neurodermitis scheint die erbliche Belastung eine wesentliche Rolle zu spielen. Auch Psoriasis betrifft oft Menschen, die ihrem Umfeld gewisse psychische Leiden, Ärger, Trauer oder Kummer nicht kommunizieren können. Die Schwere der Schübe hängt wie bei der Neurodermitis wesentlich vom Grad der momentanen psychischen Belastung ab.

    Akne vulgaris und andere Krankheiten der Haut
    Heute wird neben Lichen ruber, der Pigmentstörung Vitiligo und einigen Kollagenosen auch Akne vulgaris zu den Krankheiten gezählt, die durch ein Zusammenspiel zwischen Haut und Psyche entstehen können. Gerade in der Pubertät, wenn die aufkommende Sexualität oft unterdrückt oder nicht zur Gänze akzeptiert werden kann, tritt Akne als Anzeichen einer verwirrten Gefühlswelt auf. Wie alle psychisch bedingten Hautkrankheiten ist ein Ausbruch in der Jugend besonders folgenschwer, da die Betroffenen in dieser Phase noch nicht familiär und beruflich verankert sind und chronische krankhafte Hautveränderungen oft zu sozialer Isolation, schweren Depressionen und in manchen Fällen sogar zu Selbstmordtendenzen führen können.

    Haut und Psyche gleichermaßen heilen

    Um den Teufelskreis, in dem Patienten psychosomatischer Hauterkrankungen gefangen sind, zu durchbrechen, ist eine gezielte Therapie der seelischen Leiden erforderlich. Dafür sollte zunächst der psychischen Ursache auf den Grund gegangen werden. In solchen Fällen kann es helfen, ein Tagebuch zu führen, in dem die Krankheitsschübe und das seelische Befinden, die Emotionen und gegebenenfalls die Stressfaktoren des Alltags notiert werden. Dies erleichtert dem Patienten, die Auslöser der Erkrankung zu finden, die negativen Einflüsse zu erkennen und diese gegebenenfalls zu vermeiden.

    Neben einer dermatologischen Behandlung der Symptome ist in vielen Fällen eine Psychotherapie sinnvoll, um tiefer liegende Ängste, Kränkungen oder seelische Belastungen zu behandeln, die als Auslöser der Erkrankung definiert wurden.

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