Der Aufbau des Haares und die Haartypen

    Dem Aufbau des Haares liegt eine komplexe Struktur von Zellen zugrunde, die nicht nur den sicht- und fühlbaren Teil außerhalb der Haut, sondern auch die Vorgänge im Inneren der Haarwurzel bestimmt. Die anatomische Beschaffenheit der Haarzwiebel wirkt sich maßgeblich auf den Wuchs des Haares aus, auf dem die Einteilung in verschiedene Haartypen basiert.

    Der Haarschaft – der äußere und sichtbare Teil

    Das Haar besteht zu neunzig Prozent aus Keratinfäden, die der Körper aus Proteinen herstellt. Haare werden ebenso wie Nägel zu den Hautanhangsgebilden gezählt und sind verhornte Zellansammlungen außerhalb der Haut. Jedes einzelne Haar besitzt seinen eigenen Haarwurzelkanal, in dem es aus Keratin und anderen Eiweißsubstanzen gebildet und anschließend aus der Haut nach außen geschoben wird. Das eigentliche Haar wird als Haarschaft bezeichnet und bildet nur einen der vielen wesentlichen Teile in einem komplexen Zusammenspiel von Zellstrukturen.

    Der Haarschaft besteht aus drei Schichten, die sich gegenseitig nach außen hin umhüllen. Als innerste Schicht besteht die sogenannte Medulla aus schwammartig strukturierten Markzellen, die von einem Fasergewebe umgeben sind. Die mittlere, aus Keratinmolekülen gebildete Schicht wird als Haarrinde oder Cortex bezeichnet und macht den größten Anteil des Haarschaftgewebes, nämlich etwa neunzig Prozent des Haardurchmessers aus. Sie besteht aus spindelförmigen, verhornten Keratinfasern, die von einer weichen, ebenfalls aus Keratinmolekülen gebildeten Kittmasse umgeben sind.

    Die Beschaffenheit der Cortex bestimmt die Stärke, Reißfestigkeit und Elastizität des Haarschafts und daher auch dessen Aussehen und Gesundheit. Darüber hinaus liegen in dem Cortex auch die Pigmente, die den natürlichen Farbstoff Melanin enthalten und das Aussehen des Haarschafts maßgeblich beeinflussen. Wird dem Organismus über die Nahrung nicht ausreichend Eiweiß zugeführt, um Keratin für die Haarrinde zu bilden, wird der Haarschaft brüchig.

    Die äußerste Schicht des Haares besteht aus Schuppen, die in mehreren Lagen dicht übereinander liegen und eine der Oberfläche eines Tannenzapfens ähnliche Struktur ergeben. Diese als Cuticula bezeichnete Schutzschicht besteht zwar aus mehreren Lagen von Schuppen, ist jedoch sehr dünn und durchsichtig. Durch die lichtreflektierende Cuticula schimmern die Farbpigmente der Cortex daher durch. Die einzelnen Schuppenplättchen liegen bei gesundem und jungem Haar eng am Haarschaft an und sorgen für Geschmeidigkeit und Glanz. Öffnen sich die Schuppen durch mechanische und chemische Beanspruchung im Laufe der Zeit, wird der Haarschaft stumpf und allmählich brüchig und porös. Durch die langfristige Verwendung aggressiver Pflegeprodukte können die Schuppenplättchen der Cuticula auch gänzlich abgetragen werden, wodurch der Haarschaft nicht nur sein glänzendes Aussehen, sondern auch seine wichtige Schutzbarriere verliert.

    Die Haarwurzel – der lebende Teil des Haares

    Eine wesentliche Rolle im Aufbau des Haares spielt die Haarwurzel, die in der Lederhaut sitzt und mit einer Länge von etwa drei Millimetern oft sogar ins Unterhautfettgewebe reicht. Sie ist fest in der Haut verankert und endet mit einer knollenartig verdickten Ausformung, der sogenannten Haarzwiebel, die in der Fachsprache als Matrix bezeichnet wird. Die Haarzwiebel erhält durch die Haarpapille festen Halt im Bindegewebe und ist mit dünnen Gefäßen an den Blutkreislauf angeschlossen. Dies ermöglicht die Versorgung mit Nährstoffen, die für die Zellteilung und das Wachstum des Haares benötigt werden.

    Die Haarpapille ist von zwei Zellarten umgeben, deren Aufgabe die Bildung des Haares darstellt. Die Keratozyten produzieren die Eiweißmoleküle, aus denen der Haarschaft besteht, während die Melanozyten die Farbpigmente produzieren. Innerhalb der Haarzwiebel ist die Haarwurzel im Haarfollikel eingebettet, wo sich auch eine Talgdrüse befindet, die das ständig gebildete und nach oben geschobene Haar einfettet.

    Der Haarfollikel stellt einen Hautschlauch dar, der durch seine leichte Schräglage die Wuchsrichtung des Haarschafts bestimmt. Während glatte Haartypen einen geraden Haarfollikel besitzen, ist dieser bei gelocktem oder gekraustem Haar von unterschiedlich gekrümmter Form. Jede Haarzwiebel wird von empfindlichen Nervenfasern und Muskelgewebe umgeben. Bei kleinsten Berührungen oder Temperaturschwankungen senden die Nervenfasern den Befehl zur Muskelkontraktion, die die allseits bekannte Gänsehaut bedingt.

    Die unterschiedlichen Haartypen

    Der Aufbau des Haares im Inneren der Haarzwiebel und die optimale Versorgung der Haarwurzel mit Nährstoffen beeinflussen maßgeblich das Aussehen und die Gesundheit des Haarschafts. Je nach Struktur der Haarzwiebel ergeben sich verschiedene Haartypen, die sich nicht nur im Durchmesser und der Lage des Haarschaftes, sondern auch in der Versorgung durch die Talgdrüse stark unterscheiden. Ob das Haar lockig oder glatt ist, hängt von den Schwefelkohlenverbindungen innerhalb der Keratinmoleküle ab. Binden sich zwei Schwefelatome innerhalb der Proteine aneinander, biegen sich diese und legen den Haarschaft in Wellen oder Locken.

    Glattes Haar gilt als der belastbarste Typ, da die Schuppenplättchen der Cuticula fest am Haarschaft anliegen und für optimalen Glanz und Weichheit sorgen. Eine Beschädigung durch Kosmetikprodukte, Hitzebehandlungen und mechanische Einflüsse ist durch die meist intakte Cuticula fast gänzlich ausgeschlossen. Da der Talg durch die gerade Beschaffenheit des Haarfollikels leicht von der Haarwurzel bis in die Spitzen des Haarschaftes verteilt werden kann, neigen glatte Haartypen oft zu einem fettigen Aussehen.

    Welliges Haar bildet eine Zwischenform von glatt zu lockig. Es besitzt im Vergleich zu lockigem Haar deutlich weniger Sprungkraft, weist jedoch ähnlichen natürlichen Glanz auf wie glatte Haartypen. Lockiges Haar hingegen, das in Kringel- oder Korkenzieherlocken gedreht sein kann, ist durch den größeren Durchmesser des Haarschafts meist sehr voluminös und besitzt eine hohe Sprungkraft. Diese Haartypen regieren stark auf wetterbedingte Einflüsse wie Regen oder Luftfeuchtigkeit und sind deutlich anfälliger für Schädigung als glatte Haare.

    Menschen mit krausen Locken, die die Haarlänge auf bis zu 75 Prozent zusammenziehen, besitzen deutlich weniger Schuppenplättchen an der Cuticula, wodurch der Haarschaft vor äußeren Einflüssen schlecht geschützt ist. Daher gilt krauses Haar trotz seines dicken Durchmessers der Cortex als der empfindlichste Haartyp. Die gekrümmte Form des Haarfollikels erschwert zudem eine ausreichende Fettversorgung durch die Talgdrüse, wodurch sich die Oberfläche des Haarschafts trocken und drahtig anfühlt. Mit gezielter Pflege lässt sich die Oberflächenstruktur von krausem Haar jedoch deutlich verbessern.

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